Ich habe vor einigen Wochen meine Füller aus einer Schublade ans Licht geholt. Ich habe sie auf den Schreibtisch gelegt. Ich habe sie gereinigt und mit frischer Tinte gefüllt. Und jetzt benutze ich sie. Natürlich ist ein Lieblingsfüller dabei. Ein Schreibgerät, schwarz, glänzend. Ein Gegenstand, aus dem meine Gedanken und Worte fliessen.
Ich kann gar nicht erklären, warum so etwas Schönes aus meinem Blickfeld, aus meinem Alltag verschwunden war. Ich schrieb einfach über lange Zeit immer nur mit irgend einem Kuli. Klar, ich habe solche, die sehr schön anzuschauen sind, die gut in der Hand liegen, die eine schöne Schrift zaubern.
Doch ein Füller, ein so besonderes Gerät, ein Schreibgerät, nur ich benutze es, ist etwas ganz anderes.
Vielleicht gelangen sogar ungewöhnliche Ideen, atemberaubende Einfälle, beunruhigende Ziele, bedeutende Sprüche, erinnerungswürdige Geschichten und ergreifende Szenen mit einem solchen Füller aufs Papier! Ich schreibe ja nicht pausenlos, ich halte inne, ich lese die vorherigen Absätze, ich überlege, wenn ich mit der Hand schreibe. Mein Kopf und meine Schreibhand brauchen ja auch kleine oder grössere Pausen.
Ich habe gelesen, dass es auch heute noch Menschen gibt, die als Autorin oder Autor sehr gerne mit der Hand schreiben. Ganze Bücher oder lange Passagen. Die erst danach alles in den Computer tippen oder tippen lassen.
Und manchmal ist das Schreiben so ganz intim. Besonders Frauen schrieben und schreiben gerne Tagebuch. Ihm vertrauen sie geheime Wünsche und Offenbarungen an. Das Tagebuch ist ein Schatz an Erinnerungen und Lebensstunden. Das Tagebuch hält vergangene Erlebnisse und ganz ganz wichtige Regungen und Gefühle fest. Manchmal fest verschlossen.
Wer lange Jahre und regelmässig schreibt, wird auch die eigene Veränderung in der Handschrift erkennen. Nicht nur die aufgeschriebenen Worte, auch die Schrift, verrät mir so viel. Diese Schrift deckt noch mal ganz tiefe Emotionen auf, wie alt war ich bei diesem Eintrag, was hat mich bei jener Aufzeichnung besonders berührt?