Schon als kleines Mädchen schreibt sie gerne, da heisst sie noch Maria Helene mit Vornamen.
Später wird sie in der literarischen Welt als Marlen bekannt sein. Marlen Haushofer.
Ich selbst wachse mit Büchern auf und lese, lese, lese. Österreichische Literatur jedoch steht gar nicht auf den Regalen. Und dann noch Romane von Frauen für Frauen? „FrauenLiteratur“ wird eher belächelt. Eine Frau als Autorin? Natürlich gibt es Schriftstellerinnen, aber Literatur von Männern ist doch was ganz anderes! „Hausfrauenschreibe“ oder „Kaffeesatz-Geschichten“ sind durchaus süffisant heraus posaunte Begriffe, die nicht nur von Männern, sondern auch von Frauen geäussert werden. Zwischen all den bekannten Männer-Namen auf dem Bücherboard bin ich immer auf der Suche nach….ja, nach was eigentlich? Klassiker und Nobelpreisbücher, nun, gehört dazu. Aber hat das mit mir als junger Mensch, besonders mit mir als junger Frau zu tun? Absolut nicht. Mein Leben findet sich nicht auf den Buchseiten von Männern.
So komme ich, immer auf der Suche, endlich an viele Frauenbücher, auch an die Bücher von Marlen Haushofer heran. (Als der Roman „Die Wand“ 1963 erscheint, bin ich gerade mal in die Volksschule gekommen und weiss noch nichts von ihr).
„Die Wand“, als ich das Buch dann tatsächlich lese, erschreckt mich. Alles ist so klar und so rau und so allgegenwärtig und so furchtbar. So traurig. So ausweglos.
Die Bundesrepublik Deutschland ist spiessig, altbacken. Überall haben Männer die Macht und sitzen in den Machtzentren, im Grossen wie im Kleinen. Frauen sind im Hintergrund, „halten den Männern den Rücken frei“, müssen um Geld bitten, haben kein eigenes Konto, zweigen kleine Summen vom Haushaltsgeld für kostbare Kleinode ab. Klar, es gab mal 1968, Blumenkinder, Woodstock, ABBA, ein Retortenbaby und noch ein paar Meilensteine. Aber Zukunft für Frauen? Eigenständigkeit? Fällt mir im Augenblick nicht ein.
Marlen Haushofer schreibt ein starkes Stück (Frauen)-Literatur(-Geschichte). Sie hält fest, was damals wenig Gegenliebe und falls überhaupt beachtet, viel Kritik findet. Der Roman ist für mich von Anfang an die Geschichte der Frauen. Sie stossen immer und überall an irgend eine Wand. Haushoch ragt das Patriarchat, unüberwindbar. Ein Leben voller Mühsal nimmt diese Frau in der Hütte auf sich, um zu überleben, und ja, sie schafft es jeden Tag aufs Neue. Und wenn sie dann aus ihrer einsamen Existenz in die Zivilisation kommt, ragt immer wieder diese Wand vor ihr auf.
Der Roman ist nicht veraltet, überflüssig, irreal oder übertrieben. Ich empfehle das Buch unbedingt. Immer, jetzt, zu diesem Zeitpunkt, ganz besonders – der Internationale Frauentag steht an!