Female Empowerment – Madame als Künstlerin

„Diva sein“ – ein Thema, dass sich geradezu leidenschaftlich für jene Frauen ergibt, die sich aus dem Mainstream erheben, einer Spur in sich selbst folgen, aufbegehren und den Widerständen zum Trotz ihrer Wege gehen.

Dora Kallmus gehörte schon in jungen Jahren zu diesen Frauen, die zu einer Persönlichkeit, zu einer Diva, wurden.

Sie konnte in ein Wiener Foto-Atelier hinein schnuppern und war begeistert; sie verliess Wien, ging nach Berlin, lernte und gab sich sehr rasch einen sehr selbstbewussten, stolzen und durchaus herausfordernden Namen. Aus Dora Kallmus wurde Madame d’Ora. Sie eröffnete ein Atelier in Paris und lichtete als „persönliche Fotografin“ den Künstler Maurice Chevalier ab. Sie wurde Starfotografin und portraitierte „die Chanel“ ebenso wie Elsa Schiaparelli, „die Dietrich“, „die Massary“ und viele andere Künstlerinnen und Künstler.

Als „Gesellschaftsfotografin“ traf sie die Reichen und Schönen, die Göttinnen der Halbwelt wie die Tänzerin Anita Berber. Sie drückte nicht nur auf den Auslöser, sie drückte der damaligen Zeit mit ihren stilisierten Fotografien, ganzen Fotostrecken einen total unverwechselbaren Stempel auf. Ihr Stil wurde unnachahmlich, prominent und gelangte wie die Stars vor ihrer Linse in den skandalösen Blick der Aussenwelt. Sie hatte einen scharfen Blick auf alles Aussergewöhnliche. Sie hielt die Exzentrik und den Höhepunkt einer Szene fest. Ihr Faible war die Frau vor ihrer Kamera, die sie aus der Normalität komplett herauslöste und als „Kunstfigur mit einem künstlerischen Flair“ mittels Fotokunst neu komponierte.

Ihre Fotographien erschienen u.a. in „Die Dame“ (diese Zeitschrift wird nun neu herausgegeben).

Als Jüdin musste sie sich vor den Nazis verstecken. Entrechtet, verfolgt, geflüchtet. Sie überlebte in Südfrankreich. Nach dem Krieg widmete sie sich völlig anderen Motiven. Die Erschütterung des Jahrhunderts, ihres eigenen Lebens trat in den Fokus. Im Laufe der Jahre entwickelte sie eine spezielle Ästhetik für Kadaver, Verfall und Vergänglichkeit.

Geboren am 18. März 1881 starb sie am 30. Oktober 1963 – vor 55 Jahren.

Eine Ausstellung in Hamburg noch bis 18. März: „Madame d’Ora“ im Museum für Kunst und Gewerbe.  Hamburg/Steintorplatz.

Am 5. Februar erscheint im Brandstätter Verlag „Machen Sie mich schön, Madam d’Ora“ Eine Biographie über die erste Pionierin der Modefotografie.

 

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