Astrid – ein berührender Film

Wer kennt sie nicht – Astrid Lindgren? Wer kennt nicht ihre Figuren, ihre Geschichten, ihre Ideen, ihre Bücher? Und vor allem – wer kennt nicht ihre Liebe zu den Kindern? Genau das ist in allen ihren Bücher in jeder Zeile zu spüren – sie steht auf der Seite der Kinder.

Ich habe ihre Bücher gelesen, natürlich. Ich war begeistert. Ich habe mich beschützt gefühlt und stand auf Du & Du mit Karlson vom Dach, Ida und Michel, Pippi und der Villa Kunterbunt. Später habe ich ihre Bücher aufgezwirbelt. Für Kinder und ihre Eltern, Grosseltern, Lehrerinnen und Lehrer, Betreuerinnen in Kleinkindgruppen habe ich diese Bücher noch erlebarer und noch greifbarer gemacht. Ja, und dann natürlich habe ich diese Bücher meinen eigenen Kindern vorgelesen. Immer mehr hat sie mich als Schriftstellerin interessiert. Wer schreibt diese Geschichten? Und dann – Wer war diese „Schriftstellerin“ als sie noch keine Schriftstellerin war? Als sie ein Mädchen, eine Jugendliche, eine junge Frau war?

Jetzt ist „Astrid“ auf der Leinwand. Es ist ihre Geschichte. Ihr Leben. Ihre Herausforderung. Ihre Emanzipation. Ihr Eigen-Leben.

Astrid arbeitet bei der kleinen Lokalzeitung, ist begeistert, das es offensichtlich etwas gibt, das sie lieben wird und ihr eine neue Welt eröffnet. Im Redaktionsbüro  verwandelt sie sich – und  geht in Gedanken weg von allem. Sie lässt die (alten) Zöpfe abschneiden und in jeder Bewegung, in jedem Blick, in jeder Geste ist zu spüren, dass diese Astrid Ericsson voller Lebenshunger und Geschichten steckt.

Von der Familie, von der strengen Moral, den strengen Blicken, der Starre und der Gleichförmigkeit des Lebens in Wimmerby muss sie sich schneller verabschieden als gedacht. Astrid wird schwanger. Eine Schande. Sie wird ihr Kind in Kopenhagen zur Welt bringen. Lasse, der kleine Sohn, wird 5 Jahre bei einer Pflegemutter bleiben müssen. Astrid, die Mutter, wird 5 Jahre zerrissen sein.

Mit „Astrid“ ist ein berührender und sehr sensibler, ungewöhnlich feinfühliger und sehr starker „Frauen-Film“ entstanden.

Alba August verkörpert diese Astrid eindringlich und herzzerreissend, wütend und ratlos, pfiffig und enttäuscht, fassungslos und protestierend.

Mein Gesicht war Tränenfeucht. Die junge, frische und so lebendige Astrid erfährt Herzlosigkeit und Härte. Ihre Familie wird sie nicht unterstützen und nicht schützen. Sie, die Tochter, das Gemeindemitglied, hat keine Moral. Wer ohne Moral ist, erfährt Feindseligkeit und Isolation.

Astrid Ericsson, später Astrid Lindgren, wird eine der grössten Schriftstellerinnen dieser Welt werden. Ihre Bücher werden in unzählige Sprachen übersetzt. Kinder aus aller Welt schrieben ihr zu Lebzeiten Säckeweise Briefe.

In diesem Film sehen wir einen kleinen Ausschnitt aus einem langen Leben. Astrid steht vor schier unlösbaren Problemen. Sie ist so jung, so verzweifelt, so allein. Sie ist mutig in ihrer Emotionalität. Sie will Eigenständigkeit. Für sich. Ihr Leben, Ihre Gefühle. Ihre Verantwortung. Ihren Sohn. Ihre Neugierde auf das Leben verleihen ihr Kraft und Ausdauer. Astrid wächst über sich hinaus.

Grosses Kino. Absolut Sehenswert. Zu Herzen gehend. Klug in Herzens-Bilder gesetzt.